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Ermüdungsbruch

Unglücklicherweise fehlt bei Ermüdungsbrüchen in der Regel die klassische Unfallgeschichte, so dass der Patient selbst häufig nicht an einen Knochenbruch denkt und daher verspätet zum Arzt geht. Häufig treten Ermüdungsbrüche am Fuß und hier im Bereich der Mittelfußknochen auf.

 

Ursachen

Da Ermüdungsbrüche zunächst häufig bei Soldaten nach längeren Märschen beobachtet wurden, werden sie auch Marschfrakturen genannt. Da wir uns glücklicherweise in Friedenszeiten befinden, sind diese Ereignisse jedoch selten geworden und das Auftreten bei Soldaten kommt fast nur noch im Rahmen von Orientierungsmärschen in der Grundausbildung vor. Sehr viel häufiger kommen Ermüdungsbrüche heute bei sportlich aktiven Menschen vor, die eine hohe wöchentliche Belastung auf sich nehmen - insbesondere Läufer. Da diese Sportler durch die hohe Trainingsbelastung mit Schmerzen im Bereich der Füsse vertraut sind, werden die ersten Symptome fast immer als 'normal' empfunden. Erst andauernde Schmerzen über viele Tage oder gar Wochen treiben diese Patienten in die Praxis. Ursächlich ist die Kombination aus unphysiologisch hoher Belastung, der dem beanspruchten Gewebe ungenügend Zeit zur Regeneration lässt, mit einer statischen Fehlbelastung oft in Verbindung mit anatomischen Normvarianten des Skeletts: So machen ein fehlendes Fußlängs- oder quergewölbe den Fuß anfälliger für Belastungsspitzen, da der schützende Stoßdämpfer fehlt, der idealerweise durch das Fußgewölbe gebildet wird.

Grundsätzlich können Ermüdungsbrüche auch - jedoch sehr viel seltener - an anderen Körperregionen, die unphysiologischen Belastungen ausgesetzt sind, beobachtet werden. Ausschlaggebend ist dabei immer die Kombination aus hoher Belastung und mangelnder Regeneration.

Eine Sonderform des Ermüdungsbruchs ist der Bruch, der ohne ausreichenden Auslöser an einer wenig belasteten Region auftritt. Hier ist die Ursache eine zuvor bestehende Schwächung des Knochens durch eine Krankheit (z.B. Glasknochenkrankheit, Tumorerkrankung, ...),  Medikamenteneinnahme (z.B. Cortison Dauereinnahme) oder einfach natürliche Knochendichteminderung im Alter. Korrekter Weise spricht man dann jedoch nicht vom Ermüdungsbruch, sondern von einer pathologischen Fraktur (= krankhafter Bruch).

 

Diagnostik

Bei einem Ermüdungsbruch steht am Anfang immer der klinische Verdacht durch das Erfragen der exakten Umstände, die zu den geschilderten Beschwerden geführt haben in Kombination mit der eingehenden körperlichen Untersuchung. Wie erwähnt, kommt es zum Bruch immer nur durch die Kombination aus übermäßiger Belastung und mangelnden Ruhephasen. Die Standarddiagnostik zur Erfassung bereits vorliegender Knochenbrüche und auch zur Beurteilung des Heilungsverlaufs ist das konventionelle Röntgen. Sofern sich noch keine Veränderungen am Knochen zeigen, kann eine Kernspintomografie erforderlich sein, um einerseits den Aktivitätszustand im Knochen im betroffenen Gebiet zu beurteilen und andererseits, um Entzündungen bei sich anbahnenden Brüchen frühzeitig aufzufinden und diese gegebenenfalls sogar zu verhindern. Bei verzögertem Heilungsfortschritt oder bei Wiederholungsbrüchen kann eine Computertomografie notwendig werden, um die Belastbarkeit sicher einschätzen zu können.

 

Therapie

Grundsätzlich ist bei einem Ermüdungsbruch das Mittel der Wahl die Entlastung des betroffenen Gebietes für eine ausreichend lange Zeit. Die notwendige Entlastungszeit variiert jedoch je nach Dauer der Erkrankung und den Umständen, unter denen die Beschwerden aufgetreten sind erheblich!

Solange bestehende Brüche nicht oder nur gering verschoben sind, ist eine nicht-operative Therapie meist ausreichend, da Ermüdungsbrüche jedoch - wie beschrieben - oft durch eine Stellungsanomalie des Achsskeletts und über einen längeren Zeitraum entstehen, kann eine operative Stellungskorrektur notwendig werden. Im Gegensatz zu unfallbedingten Knochenbrüchen, also frischen Brüchen, die durch ein Akutereignis verursacht sind, ist auch nach einer operativen Stellungskorrektur, etwa einer Verschraubung oder Verplattung, eine längere Entlastungszeit erforderlich, je nach Gebiet auch über die 8. Woche hinaus. 

Ergänzend und stark abhängig von der Urache, kann eine medikamentöse Therapie mit Zuführung von Calcium, Vitamin D oder gar Bisphosphonaten sinnvoll sein.

Neben der statischen Entlastung zur Besserung der Aktusymptomatik, gilt es, die eigentliche Ursache der Erkrankung herauszufinden und zu behandeln. In Frage kommen dabei: Fußgewölbe, Knick-Senk Fuß, Beinachsvarianten, Beinlängendifferenzen, Beckenschiefstand und vieles mehr oder eine Kombination. Hier kann nur die eingehende, körperliche Untersuchung Aufklärung bringen. 

 

Nachsorge

Während der Entlastungszeit ist eine fortgesetzte Physiotherapie unerlässlich, da es während der Dauer der Entlastung auch zu einer Entmineralisierung der Knochenstruktur kommt, welche die Heilung behindern kann. Hier kann eine zielgerichtete Krankengymnastik wertvolle Impulse zum Erhalt der Knochensyntheseleistung beisteuern.

Eine Wiederaufnahme der Belastung kann erst nach sicherer Konsolidierung, also Verfestigung des Knochenbruches erlaubt werden (siehe Diagnostik). Das wichtigste in dieser Phase ist die sichere Vermeidung von Schmerzen bei Belastung, da diese eine neue Knochenentzündung als Vorläufer eines Bruches ankündigen können.

Einer der wichtigsten Punkte der Nachsorge ist die Korrektur der auslösenden Problematik. Sofern es sich nur um eine vermeidbare Überbelastung handelt (wie etwa beim Übertraining), kann rasch und einfach Abhilfe durch ein optimiertes Trainingsprogramm geschaffen werden, sofern jedoch eine der oben beschriebenen Problematiken zugrunde liegt, kann nur eine intensive Diagnostik (Ganganlyse und medizinisches Gerätetraining zur Evaluation der dynamischen Defizite) in Verbindung mit geeigneten Hilfsmitteln wie etwa einer Einlage oder angepasstem Schuhwerk helfen.